
Was tun bei Knieschmerzen?
Autor: Dr. Sandor Topay | Zuletzt aktualisiert am: 25.2.2021
Schach, schön und gut, aber Ihr Körper schreit wieder nach „echtem“ Sport? 3. Stock, Altbau, ohne Lift – ein Alptraum?
1. Häufige Fragen zu Knieschmerzen
Lassen Sie und vorweg die wichtigsten Fragen kurz beantworten. Für individuelle Fragen können Sie mir gerne eine Nachricht schreiben.
Was ist zu tun wenn meine Knieschmerzen vom Rücken kommen?
Was bedeuten Knieschmerzen die sich wie ein Muskelkater anfühlen?
Was bedeutet es wenn meine Knieschmerzen bei Bewegung besser werden?
Wann sollte ich wegen meiner Knieschmerzen zum Arzt?
Wann kann ich wieder joggen?
Wann ist ein MRT notwendig?
Warum habe ich nach dem Joggen schmerzen?
Warum habe ich nachts Knieschmerzen?
Was ist das beste gegen Knieschmerzen?
Welche Hausmittel helfen gegen Knieschmerzen?
Das, was weh tut, lassen, Topfenwickel, bewegen im Wasser oder Radfahren, wenn dabei keine Schmerzen auftreten.
Welches Training ist zu empfehlen bei Knieschmerzen?
Oberkörper, Aquafitness und Aquajogging
Wer behandelt Knieschmerzen?
Wann ist wegen Knieschmerzen eine Operation notwendig?
Welcher Laufschuh bei Knieschmerzen?
2. Ursachen der Knieschmerzen
GUT, dass sie da sind, Ihre Schmerzen im Knie! Knieschmerzen sind ein Warnsignal. Sie fordern sehr effizient zur Schonung und damit zur Schadensbegrenzung auf. Sie motivieren dazu, der Sache auf den Grund zu gehen, die Ursachen zu erforschen und einen Weg zur Heilung zu finden

Viele Knieverletzungen sind auf Sportunfälle zurückzuführen
2.1. Ursache Knieverletzung
Der durch Schmerz gemeldete Schaden in Ihrem Knie ist durch eine Verletzung wie etwa einen Sportunfall, einen Sturz oder das Verdrehen des Kniegelenks passiert. Der Mediziner spricht von einem sogenannten Makrotrauma (im Gegensatz zu Mikrotraumen, die durch Fehl- und Überbelastung entstehen).
- Bänderzerrung
- Bänderriss
- Meniskusquetschung
- Meniskusriss (Wo ist der Meniskus?)
- Knorpelverletzung
- Knochenprellung
- Knochenbruch
Zu den kleineren Verletzungen zählen Bänderzerrung, Meniskusquetschung, Knorpel- und Knochenprellung. Diese sogenannten „Bagatellverletzungen“ möchten aber ernst genommen und angemessen behandelt werden, um nicht schwerwiegendere Verschleißerscheinungen nach sich zu ziehen. Knochenbrüche sind in der Regel so offensichtlich, dass nicht der „Knieschmerz“ Ausgangspunkt für die (meistens rasch erforderliche) Behandlung ist.

Ein Beispiel von muskulärer Dysbalance
2.2. Ursache Fehlbelastung
Wird das Knie immer wieder geringfügig falsch belastet oder überbeansprucht, summieren sich diese sogenannten Mikrotraumen (das kann beim Sporteln geschehen, aber auch bei Alltagstätigkeiten wie beim Unkrautjäten, Mit-den-Kindern-am-Boden-Hocken, Schleppen schwerer Lasten, Gassi-Führen eines Dinosauriers…).
- Bänderentzündung
- Meniskusverschleiß
- Knorpelschaden
- Knochenödem
Ursachen der Fehlbelastung
Ob Ihr Knie (als Teil des gesamten Bewegungsapparats) den bestimmungsgemäßen, exakten Bewegungsablauf leisten kann oder ob es fehlbelastet wird, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab:
- Körperhaltung (Hohlkreuz, vorgebeugter Oberkörper…)
- schwache Beinmuskulatur
- Ungleichgewicht zwischen Bein- und Rumpfmuskulatur (muskuläre Dysbalance): Regelmäßiges NUR-Laufen führt zu starken Beinen (einem Porsche gleich), der Oberkörper dagegen bleibt eine träge Masse (wie ein rostiger VW-Käfer) – diese Trägheit müssen die Beine bei jeder sportlichen Bewegung abfedern, mit-stoppen und mit-beschleunigen. Auf Dauer wird das Kniegelenk dadurch überfordert. Entzündungen der Kniescheibensehne, des Knorpels an der Rückfläche der Kniescheibe, am Gelenksknorpel oder am Meniskus sind die Folge.
- Beinfehlstellungen wie X-Beine oder O-Beine
- Übergewicht
- körperliche Bewegung/Sport entsprechend dem gesamten muskulären Trainingszustand oder unangemessen überfordernd
- inadäquates Schuhwerk
3. Der Kreuzbandriss
Allein in Österreich sind etwa 8000 Patienten pro Jahr mit gerissenem vorderem Kreuzband (Wo ist das Kreuzband?). Bei rund 30 % der frühbehandelten Patienten heilt das Kreuzband von selbst. In diesem Video sehen Sie, wann eine Kreuzbandoperation notwendig und wie diese abläuft (Achtung Operationsszenen)
4. Der Meniskusriss und Knorpelschaden
In diesem Video sehen ein gesundes Knie im Vergleich zu einem Meniskusriss und ein weiteres Kniegelenk mit Knorpelschaden.

5. Einfache Selbstdiagnose
Entsprechend dem komplexen System Kniegelenk hat auch der Schmerz im Knie viele Gesichter. Sie können dabei helfen, herauszufinden, welcher Teil des Kniegelenks betroffen ist und sind Teil des Diagnoseverfahrens.
Schmerzauftritt | Bänderzerrung Bänderriss Meniskusquetschung Meniskusriss | Knorpelschäden Knochenprellungen |
---|---|---|
sofort nach verletzendem Ereignis | ✅ | |
Stunden bis Tage nach dem verletzenden Ereignis | ✅ | |
bewegungsabhängig | ✅ | |
bewegungsunabhängig | ✅ |
- Wo tut’s weh (innen, außen, vorne, hinter oder unterhalb der Kniescheibe, hinten in der Kniekehle, über dem Knie)?
- Ist das Knie geschwollen und/oder erwärmt?
- Ist ein Bluterguss sichtbar?
- Ist eine Rötung sichtbar?
- Ist das Knie in seiner Bewegung eingeschränkt?
- Wann tritt der Schmerz auf?
- Strahlt der Schmerz in die umgebende Muskulatur aus?
- Kam der Schmerz plötzlich oder verstärkt er sich schleichend?
6. Die Anatomie des Kniegelenks
Dieses Wunderwerk ist das größte und am aufwendigsten gebaute Gelenk Ihres Körpers, sozusagen ein Hochleistungspräzisionsgerät.

6.1. Bänder
Dienen der Stabilisierung des Kniegelenks. Die Muskulatur unterstützt den Bandapparat. Deren präzises Zusammenspiel ermöglicht exakte Bewegungsabläufe.
Außerhalb der Gelenkkapsel
- Kniescheibenband
- Seitenbänder: Außenband (5) und Innenband (7)
- Kniekehlenbänder
Innerhalb der Gelenkkapsel
- Kreuzbänder: vorderes (8) und hinteres (6)
6.2. Knochen
Knöcherne Bestandteile (sind an den Kontaktflächen mit einer Knorpelschicht überzogen, um reibungslose Beweglichkeit zu gewährleisten):
- Teil des Oberschenkelknochens
- Teil des Unterschenkelknochens
- Teil des Wadenbeins (10)
- Kniescheibe (1)
6.3. Meniskus
2 halbmondförmige Faserknorpelscheiben gleichen die nicht exakt aufeinander passenden Gelenksflächen aus und dienen als Stoßdämpfer:
- Innenmeniskus (4a)
- Außenmeniskus (4b)
7. Selbsthilfe und Behandlung
In manchen Fällen können Sie sich und Ihrem Knie selbst helfen. Die Besserung muss rasch eintreten und die Beschwerden müssen restlos abklingen
Wann reicht die Selbsthilfe?
- Bei offensichtlichen Bagatellverletzungen wie Schürfwunden, leichten Prellungen oder Zerrungen
- Bei anzunehmender vorübergehender Überbelastung wie einer langen, ungewohnten Bergtour oder einem übermotivierten Lauftraining

Hochlagern und Ruhigstellen des Kniegelenkts kann Ihnen bei vorübergehender Überbelastung helfen
Wie?
- schmerzauslösende Bewegungen meiden; den Schmerz nicht ignorieren
- ruhen und hochlagern
- kühlende Maßnahmen treffen
- entzündungshemmende Maßnahmen treffen (Topfenwickel und entzündungshemmende Salben)

… oder doch besser ab zum Kniespezialisten
Selbstbehandlung ist meist „nur“ Symptombehandlung. Führt sie nicht rasch zur völligen Schmerzfreiheit ist die ärztliche Suche nach den Schmerzursachen unbedingt erforderlich.
Schmerzen ohne offensichtlichen Auslöser und jede Verletzung außerhalb des Bagatellbereichs bedürfen jedenfalls der Prüfung und Behandlung durch einen erfahrenen Spezialisten.
- Anfängliche Bagatellverletzungen, nicht ernst genommen oder nicht adäquat behandelt, können zu schwerwiegenderen Folgeschäden führen.
- Unbehandelte Infektionen können zum teilweisen oder auch vollständigen Bewegungsverlust (Gelenksversteifung) führen.
- Knieschmerzen können auch auf eine andere Erkrankung hinweisen, deren frühe Diagnose wichtig ist für den Heilungserfolg.
Zusammenhänge: Ihr Knie ist Teil des Ganzen!
Auch wenn die Schmerzen im Knie jetzt Ihre größte Aufmerksamkeit verlangen, ist es doch notwendig, auch einen Blick über die Kniescheibe hinaus zu wagen. Die reibungslose Funktionstüchtigkeit Ihres Knies ist abhängig von der Funktionstüchtigkeit und Fitness aller Mitspieler im Bewegungsablauf. Die wichtigsten Bewegungs-Mitspieler beispielsweise beim Gehen, Laufen oder Treppensteigen sind:
- Hüftgelenk
- Sprunggelenk
- Fuß-, Hüft- und Beinmuskulatur
Außerdem: Bewegt wird der ganze Körper und dementsprechend spielt auch die gesamte körperliche Verfassung eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Reibungslosigkeit des Bewegungsspiels (siehe meine Bewegungstudie).

Über den Autor:
Dr. Sandor Topay
Seit 27 Jahren Kniespezialist in Kitzbühel
Ich hoffe dieser Artikel konnte Ihnen einen grundlegenden Einblick in das Thema Knieschmerzen geben. Gerne können Sie mir auch eine Nachricht zu Ihren Knieschmerzen senden und ich versuche Ihnen bestmöglich und kostenlos per E-Mail weiterzuhelfen.